Manchmal bemerkt man erst beim Donnern, dass sich der Himmel längst verdunkelt hat.
In der Familie von Olga gibt es nur Frauen - abgesehen vom Großvater, der wie ein schlecht gelaunter König über allen thront. Seinetwegen muss Olga auch Medizin studieren - sein Auftrag an sie als letztgeborenes Mädchen. Den öden Uni-Alltag bewältigt sie nur dank ihres indischen Kommilitonen Radj und ihrer besten Freundin Mascha, die Abwechslung in Olgas Leben bringen. Die Dinge ändern sich, als David, ein alter Freund des Großvaters, auftaucht, im Gepäck ein lang gehütetes Geheimnis. Olga ahnt bald, dass es ihr Leben komplett auf den Kopf stellen wird, sobald es ans Licht kommt. Bietet sich Olga eine Chance, aus ihrem starren Gefüge auszubrechen? Es ist der Sommer 2014, die Hitze liegt über der Stadt, und das unbeschwerte Odessa steht vor einem Wendepunkt.
»Etwas, das man in diesem Roman schnell lernt, ist die Erinnerung daran, dass Odessa bis vor kurzem weder eine rein ukrainische noch eine russische Stadt war, sondern eine Mischung aus beiden Kulturen und Sprachen. [?] Olga verliebt sich, erlebt Liebesverrat und Freundschaft. Sie wird auf eine sehr poetisch beschriebene Weise erwachsen und zwischen allen Zeilen schwebt die Liebe zu ihrer Heimatstadt Odessa wie ein Requiem [?] Das Wunderbare an diesem Roman von Irina Kilimnik ist, dass er nur in Odessa spielen könnte und gleichzeitig in jeder Familie auf der Welt.«
Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur; 28. Februar 2023